Was ist los in Leipzig-Connewitz? Wiederkehrende Bilder eskalierender Gewalt zwischen Polizei und Protestierenden, Schlagzeilen über Ausschreitungen in der Silvesternacht oder die jüngsten Demonstrationen gegen Gentrifizierung: Warum gerät Connewitz immer wieder in den medialen und politischen Fokus, ein Stadtviertel, das politisches Kampffeld und zugleich Mythos ist? Mythos, weil die Lokalgeschichte rebellischer, gleichermaßen um Wohn- und Freiraum ringender sowie sich gegen neonazistische Gewalt zur Wehr setzender Aktivist*innen bis in die 80er Jahre der DDR zurückreicht. Für die einen gleicht der Stadtteil dadurch einem widerständigen gallischen Dorf, das selbstbewusst und streitlustig einer rechten Dominanz im Freistaat trotzt, die auch die extreme Rechte gewähren lässt. Für die anderen ist Connewitz ein Hotspot linksradikaler Gewalt und Sachsens historisch gewachsenes Problemviertel Nummer eins.
Insbesondere gilt Connewitz als ein überregional bekanntes Zentrum des Widerstandes gegen Gentrifizierungsprozesse. Nach den großen, seit den 1970er Jahren ausgetragenen Häuserkämpfen in Frankfurt, Hamburg und Berlin ziehen gegenwärtig Leipzig-Connewitz, die Rigaer Straße 94 und Liebigstraße 34 in Berlin-Friedrichshain als symbolische Nischenorte linksradikalen Kampfes gegen soziale Verdrängung Erregung und Interesse einer breiteren Öffentlichkeit auf sich.
Unser Mitarbeiter Michael Lühmann ordnet die jüngsten Eskalationen in Connewitz in einem Podcast näher ein und blickt dabei auf die Protestgeschichte des Stadtteils.
Diese Folge bildet den Auftakt einer kurzen Reihe, die sich mit dem aktuell sehr präsenten Themenfeld der Hausbesetzungen innerhalb der linken Szene beschäftigen wird.