Der von uns präferierte Begriff der linken Militanz stellt eine Abgrenzung zum vor allem sicherheitsbehördlich geprägten Begriff des (Links-)Extremismus dar. Der Begriff der Militanz hat den Vorzug, dass er weniger stigmatisiert, zumal es sich auch um eine viel diskutierte Selbstbeschreibung handelt, gleichzeitig ist der Begriff aber offen für die Problematisierung von Gewalt.
Es handelt sich dabei, insbesondere in Hinblick auf unseren Forschungsansatz, um eine begriffliche Positionierung, nicht um eine Definition im Sinne eines starren Analyserasters, mit dem die Empirie erfasst wird. Vielmehr ist auch die Diskussion um den Begriff linke Militanz selbst sowie dessen inhaltliche Dimension, die sich jeweils am untersuchten Gegenstand immer wieder entfaltet, Teil unseres Forschungsprozesses.
Unter Vorbehalt der aufgeführten Arbeitsweise und der ständigen (Weiter-)Entwicklung von Begriffen am Gegenstand, verstehen wir linke Militanz zunächst als linksradikalen Habitus mit dem Ziel kämpferischen (aber nicht zwangsläufig gewalttätigen), tatorientierten Handelns. Somit wird durch den Begriff ein a) kämpferisches (aber nicht unbedingt automatisch gewalttätiges), b) tatbetonendes Auftreten und Handeln mit c) linksradikalen Absichten und Zielen umfasst.
Anstatt das Linkssein vorab in einer schablonenartigen Definition festzuzurren, erscheint es uns mit Blick auf ein heterogenes Spektrum, das sich unter Berufung auf marxistische und anarchistische Traditionen als linksradikal begreift, vielmehr sinnvoll, konkurrierende Identitätskonzepte am Forschungsgegenstand zu rekonstruieren.